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Erste sich hier in den Bergen ansiedelnde Menschen waren Bergleute, Holzfäller, Kohlenbrenner, Harzscharrer und Pechsieder.
Die hochgelegenen Orte wie Deesbach, Oberweißbach, Cursdorf entstanden durch die Ansiedlung von Holzfällern, Köhlern usw., was zahlreiche alte Meilerstätten im Deesbächel, Horbach und auf der Köhlerscheide beweisen.
Die erste urkundliche Erwähnung unseres Ortes in den Akten des Staatsarchivs zu Rudolstadt stammt aus dem Jahre 1465 als "Tespach" mit 10 Erbgütern. 1493 las man "Teschbach", 1533 "Deschbach". Der Name stammt vermutlich von dem Bach, an dem der Ort gelegen ist.
Harzscharrer, Pechsieder, Kustensteiger und Schwammsammler fanden in unseren Wäldern ebenfalls Verdienstmöglichkeiten.
Oberhalb unseres Dorfes liegt der Flurteil "Pechhütte" und bis etwa zum Jahre 1880 war noch eine Pechhütte an der Abzweigung des Weges nach der Ziegelhütte von der Viehtreibe in Betrieb. Im "Stänkerofen" stand vor 80 Jahren noch eine Pechhütte.
Die Schwammsammler suchten hauptsächlich an alten Buchen den wuchernden Baumschwamm, der durch Klopfen und durch einen Gärungsprozess zu leicht brennbarem Feuerschwamm oder Zunder verarbeitet wurde.
Die Kustensteiger bereiteten aus den Tannenzapfen oder Kusten, die klein gestoßen und mit Wasser abdestilliert wurden, das geschätzte Kustenöl, welches vor allem zu Einreibungen diente.
Zu den Verdienstmöglichkeiten gehörte natürlich das Vogelstellen. Die ganze Umgebung wurde "das Stellerland" genannt. Die mit Leim, Netz, Garn, Kloben, Schlinge oder Sprenkel gefangenen Vögel wurden entweder gebraten und bildeten oft die einzige Fleischnahrung der armen Waldbevölkerung oder wurden als Stubenvögel an die Vogelhändler verkauft. Die drei bekanntesten Waldsänger Zeisig, Stieglitz und Hänfling waren früher fast in jedem Haus zu finden.
Unsere Vorfahren waren fast ausschließlich auf die Waldarbeit und den kümmerlichen Ertrag aus der Landwirtschaft angewiesen. Viel Schweiß wurde an den Berghängen vergossen, ein Beweis dafür sind die vielen "Steinrecken" in unserer Flur.
Ca. 1730 brachten die Balsenträger die Kartoffel in unser Gebiet und milderten die Hungersnot. Kartoffelmehl, die Stärke, ersetzte das fehlende Brotmehl. Hervorgerufen durch die Hungersnot wollten die Menschen den Rückstand nach Auszug der Stärke, den "Rieb" oder die "Schale" nicht verfüttern und überbrühten sie mit kochendem Wasser, und es entstand der heute noch so beliebte "Thüringer Kloß".
Früher wurde hier auch sehr viel Flachs angebaut, z. B. auf den Fruschwiesen, im oberen Deesbächel, auf den Walsdwiesen und unterhalb der Porzellanmalerei C. Wilhelm u. Co sehen wir noch die Stellen, wo ehemals die "Riesen" gewesen sind.
Nach Meinung älterer Einwohner soll die alte Befestigungsanlage auf der "Schanze" im Dreißigjährigen Krieg entstanden sein und die Einheimischen nannten den Berg "Schwedenschanze".
Die Anfänge der Heilmittel- oder Hausmittelherstellung reichen wahrscheinlich bis in die Zeit der ersten Besiedlung unserer Gegend zurück, als die Köhler, Harzscharrer und Pechsieder sich selber heilende Getränke, Pflaster und Salben herstellten.
Später vertrieben dann die Balsenträger, "Raanzerte", die Erzeugnisse auf dem "Reff" hinab ins flache Land. Der erste Deesbacher Laborant war wohl Peter Tantz (1690).
Die Balsenträger waren mitunter wochenlang auf Schusters Rappen unterwegs und vertrieben im ganzen Land die Erzeugnisse. Kurz vor dem zweiten Weltkrieg kam die Heilmittelherstellung und der Vertrieb gänzlich zum Erliegen.
Gegen 1860 gab es im Ort 1 Laboranten, 30 Porzellanmaler, 4 Schumacher, 4 Zimmerleute, 7 Schneider, 3 Maurer, 1 Fleischer, 62 Olitätnhändler, 2 Krämer, 4 Weber, 1 Böttcher, 3 Tischler, 1 Hufschmied und 3 Zündholzfabrikanten. Deesbach hatte sein eigenes Brauhaus und Gemeindeschenke mit Tanzsaal.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts stand die Porzellanmalerei in voller Blüte. Anfangs wurden die "Stummel" (Pfeifenköpfe) verziert. Später wurden Schalen, Vasen, Platten und Glasscheiben bemalt. In Deesbach sollen 3 Porzellanmalerein bestanden haben, die bekannteste und am längsten betriebene Malerei war die der beiden Schwager Carl Wilhelm und Karl Baerschneider.
Ende 19. Jahrhundert wurden zwei Glashütten in Deesbach errichtet, um die Fläschchen für den Balsenhandel und die Röhren für die Glasbläserei selbst herstellen zu können. Es waren die "Untere Hütte" im Leibisgrund und die "Obere Hütte" an der Hettstedt, die 1929 zum Erliegen kam. Glas wurde aber trotzdem in Deesbach noch ver- und bearbeitet. Nicht nur in größeren Fabriken, sondern auch in vielen "Arbeitsstuben" in den Häusern wurde Glas geblasen. Es entstanden die schönsten Artikel, Weihnachtskugeln, Glastiere, kleine Vasen oder Lichtmühlen.
Daneben gab es in Deesbach auch kleine Betriebe unterschiedlichster Produktion, so z. B. eine Kartonagenfabrik, die Holzwerke Deesbach, eine Zweigstelle des RFT Neuhaus, um nur einige zu nennen.
Nach Deesbach zog es in der Vergangenheit viele Erholungssuchende. So gab es in den Jahren der DDR auch einige Ferienheime in Deesbach, die das hiesige kulturelle Leben stark prägten. So zum Beispiel das nunmehr ehemalige DRK-Heim, welches in den 30er Jahren, noch aus Baracken bestehend ein Kinderferienlager war, Ende der 50er Jahre bauten die VEB Dolomitwerke Wünschendorf um zu einem Betriebsferienheim mit Heimgaststätte. Mitte der 90 Jahre kaufte es der DRK-Kreisverband Rudolstadt e.V., sanierte und modernisierte nochmals. Es wurde als Jugendgästehaus genutzt.
Kulturelles Zentrum in Deesbach war und ist seit eh und je im Volksmund genannt die "Juchhee". Früher hieß sie "Zur Kaiserkrone", die vermutlich bis zum Ende des 1. Weltkrieges existierte. In den 50er Jahren übernahm dann der VEB Starkstromanlagenbau Leipzig und richtete sein Betriebsferienheim "Freundschaft" ein, welches dann bis zur Wende sehr gut frequentiert war. Nach 3 Jahren veräußerte die Treuhand das ehemalige Ferienheim, in welchem seitdem die Gaststätte "Deesbacher Hof" zum Verweilen einlädt.
Nicht zu vergessen ist noch das Ferienheim der Leipziger Firma Brühlpelz, welches leider auch nach der Wende seine Tätigkeit einstellte und dem Verfall preisgegeben ist.

Trotz allem ist Deesbach nach wie vor ein Ort der Erholung, die herrliche Umgebung ist ein Wohltat für Körper und Seele. Auf gut ausgeschilderten Wanderwegen lassen sich unsere Naturschönheiten bewundern, z. B. in den Naturschutzgebieten "Wormbergwiesen" und "Orchideenwiese".
Auch im Ort gibt es einiges zu bestaunen. So hat Deesbach die "Steilste Ortsstraße Deutschlands" mit 22,65 %.
Deesbach wurde auch berühmt durch den Kräuterlikör "KÜMMERLING". Eine Gedenktafel am Geburtshaus von Hugo Kümmerling in der Ortsstraße erinnert daran.
Auch junge Leute probierten sich an schmackhaften Kreationen. So hat Sirko Grudzielski den "Thüringer Kloßschnaps ... klar wie Kloßbrühe" kreiert. Gleich mitgeliefert wird ein "Thüringer Kloßrezept für 4 Personen".
Ein liebevoll angelegter Kräuter- und Blumengarten mit Informationstafeln lädt zum Verweilen ein.
Eine lohnenswerte Route für einen Spaziergang ist der Sonnenweg am Tännig.
Des weiteren gibt es Rundwanderwege mit Rast- und Wanderhütten, z. B. vorüber am Bodendenkmal "Schanze" über den "Zigeunerweg" zum "Apothekersteig" hin zur Vorsperre "Deesbach".
Von der "Rasthütte Talsperrenblick am Urian" führt der "Damenweg" an der "Farnquelle" und der "Leipziger Hütte" vorbei bis hoch zum "Fröbelturm" auf dem Kirchberg.
Deesbach ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert, z. B. von Juni bis September zur Pilz- und Waldbeerenzeit.
Aber auch der Winter hat seine Reize.
Neben vielen präparierten Loipen rund um Deesbach gibt es einen eigenen Skilift an der "Schanze", wo auch regelmäßig dank der Flutlichtanlage Nachtfahren stattfindet.
Wer lieber auf Schusters Rappen unterwegs ist, sollte unbedingt den Eiszapfenfelsen besuchen.
Auch unsere Jüngsten können auf dem Spielplatz am Deesbacher Jugendtreff auf ihre Kosten kommen.
Das waren nur einige Sehenswürdigkeiten unseres Ortes.
Am besten Sie besuchen uns und überzeugen sich selbst.